Kreuzbandriss - Was nun?

Im tierärztlichen Alltag gehören Knieverletzungen bei Hunden zum absoluten „Spitzenreiter“ unter den am häufigsten behandelten Gesundheitsproblemen. Die Hundephysiotherapeutin Katrin Mooser aus Gauting erläutert, warum eine umfangreiche Physiotherapie bei der Behandlung von Knieverletzungen so wichtig ist und wie sie wirkt.

 

Das Problem der Knieverletzungen, wie es sich in Tierkliniken und Tierarztpraxen zeigt, gehört auch zu den häufigsten Behandlungsfeldern in meiner physiotherapeutischen Praxis. Meine Patienten leiden dabei meistens an einem Abriss des vorderen Kreuzbandes. Ein Abriss des hinteren Kreuzbandes ist dagegen relativ selten. In den meisten Fällen ist ein Bänderriss die Folge einer Abnutzung der Bandfasern des Kreuzbandes. Spontane Abrisse sind eher seltener. In manchen Fällen ist zusätzlich der innere (mediale) Meniskus durch Einrisse geschädigt. Die Instabilität im Knie und die damit verbundenen Entzündung führt dann zu extremer Lahmheit.

 

Wurde durch einen Tierarzt ein Kreuzbandriss diagnostiziert, gibt es verschiedene Vorgehensweisen. Zum einen besteht bei kleinen Hunderassen die Möglichkeit einer konservativen Therapie. Diese setzt jedoch voraus, dass der Meniskus nicht in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Im Normalfall wird ein operativer Eingriff empfohlen. Hier gibt es viele verschiedene Operationstechniken. Bei den meisten steht jedoch die Veränderung der Gelenkstatik im Vordergrund, so dass das Kreuzband für die Funktion des Kniegelenks nicht mehr so wichtig ist.

 

Grundsätzlich kann eine Rehabilitationsbehandlung nach einer Operation folgende Komponenten enthalten:

-    Kälte- und Wärmetherapie (mit Hilfe von Cold- und Hot Packs)

-    Passive Bewegungstherapie (vom Therapeuten am Tier durchgeführt)

-    Massagen

-    Unterwasserlaufbandtraining

-    aktive Bewegungstherapie (spezielle Bewegungsübungen)

-    ein weiterführendes Trainingsprogramm für zu Hause

 

Mit der Kältetherapie kann bereits in den ersten zwei Stunden nach dem operativen Eingriff begonnen werden. Dadurch werden Schwellung und Schmerzen reduziert.

 

Ganz wichtig ist es, die Beweglichkeit des Gelenkes zu erhalten bzw. wieder herzustellen. Darum sollte von Beginn an mit einer passiven Bewegungstherapie begonnen werden. Hierbei sollten auch die Hüfte und die Unterschenkel berücksichtigt werden. Um weiterhin den Sauerstoff- und Nährstoffantransport und den Schlackeabtransport zu fördern und um Verspannungen zu lösen, sollte das betroffene Bein täglich massiert werden. Zusätzliche sollte einmal wöchentlich eine Ganzkörpermassage vorgenommen werden, um mögliche Verspannungen zu lösen, die aufgrund einer eingenommenen, unphysiologischen Schonhaltung des Tieres entstanden sind.

 

Aktive Bewegungsübungen und ein Trainingsprogramm für zu Hause runden das Rehaprogramm ab.

Ziel ist es dabei immer, mit einer entsprechend auf den Patienten abgestimmten Physiotherapie den Aufbau der Muskelmasse zu fördern. Die Bewegungsmöglichkeit des Kniegelenks wird dadurch deutlich erhöht. So können die Patienten schneller die betroffenen Gliedmaßen wieder vollständig belasten und vollumfänglich nutzen. Allerdings heißt es dabei oft, Geduld zu bewahren. Denn die Rehamaßnahmen können, je nach Schwere der Verletzung, bis zu einem halben Jahr in Anspruch nehmen.

 



Geht Ihr Hund auch mit Ihnen Gassi?

Was passiert eigentlich beim Leinenziehen im Hund?



Wer kennt das Bild nicht - der Hund zerrt wie wild an der Leine, röchelt nach Luft, stellt sich auf die Hinterbeine.


Aber was passiert eigentlich beim ziehen an der Leine im Hund? Wie Sie sich sicherlich vorstellen können, nichts gutes - für den Körper und die Seele ihres Hundes stellt das Leinenziehen eine erhebliche Belastung mit Folgeschäden dar. In meiner Praxis habe ich sehr oft mit diesen zu tun. Dabei ist es unerheblich ob der Hund ein klassische Halsband oder ein Geschirr trägt. Das Halsband liegt entweder auf einem Wirbel oder noch schlimmer zwischen den Wirbeln auf. Das Geschirr verhindert, wenn es auf den Schulterblättern aufliegt die Bewegungsfreiheit der Schulterblätter.



Dazu erst ein kurzer Ausflug in die Anatomie des Hundes. 

Die Halswirbelsäule beim Hund besteht aus sieben Halswirbeln. Der erste Halswirbel, liegt direkt unter dem Schädel. Der zweite Halswirbel ersetzt mit seinem DensAxis den Wirbelkörper des ersten Halswirbels. Zwischen dem ersten und dem zweiten Halswirbel ist keine Bandscheibe vorhanden. Die Halswirbel drei bis sieben sind klassisch aufgebaut (Wirbelkörper, Wirbelbogen, Wirbelfortsätze und diverse Nervenaustrittslöcher). Die Bandscheiben zwischen den restlichen Halswirbeln dienen bei der Bewegung als Stoßdämpfer.

Bänder und Muskeln sind um die HWS angeordnet, und ermöglichen die Bewegungen des Halses und Kopfes. 



Untersuchungen zeigen, dass bis zu 91 % der Hunde mit Rückenproblemen im Alter, notorische Leinenzieher waren.


Zieht der Hund ruckartig an der Leine, ist dies sehr Schmerzhaft für ihn. Um diesen Schmerz zu vermeiden, reagiert der Hund automatisch mit starkem anspannen der Halsmuskulatur. Die daraus resultierenden Verspannungen in der Muskulatur der Halswirbelsäule können beim Hund Symptome wie Übelkeit, Kopfschmerzen oder Schmerzen in der gesamten Wirbelsäule erzeugen. Erste Anzeichen für Schmerzen und Unwohlsein können leichte Verhaltensveränderungen, erhöhte Reizbarkeit bis hin zur Aggressivität gegen den Halter und andere Hunde sein. 


Geschieht die Einwirkung auf die Halswirbelsäule plötzlich und unerwartet, kann dies zu Wirbel-/ und Bandscheibenverschiebungen führen. Eine Wirbelsäulen-Erkrankung oder Kieferfehlstellung kann darin ihren Ursprung haben. Die Wirbelsäule des Hundes versucht - wie die des Menschen auch - Fehlstellungen auszugleichen. Das kann dazu führen, dass ein verschobener Halswirbel zum Beispiel zu einer Fehlstellung des Iliosakralgelenks und damit zum plötzlichen nicht erklärbarer Lahmen führt. 

Besonderes  anfällig sind Welpen, da sich ihr Skelett noch in der Wachstumsphase befindet und daher noch sehr empfindlich ist. 


Durch den Zug auf das Halsband können auch die oberen Atemwege, der Kehlkopf und die Schilddrüse belastet werden. Kehlkopfquetschungen können dadurch verursacht werden und sind leider keine Seltenheit. Eine Quetschung des Kehlkopfes kann zu einer Sauerstoffunterversorgung im Körper führen.



Hunderassen, die mit erblicher Netzhautablösung, grauen Star etc. vorbelastet sind sollten laut einer Untersuchung der School of Veterinary Medicien der University of Wisconsin-Madison möglichst nur mit Brustgeschirr geführt werden, da sich der Augeninnendruck beim Leinenziehen mit Halsband signifikant erhöht. Das kann zum Auslöser eben dieser Erkrankung werden.



Oft fragen mich meine Kunden, was Sie tun können? Als erstes sollten Sie das Halsband durch ein gut sitzendes Brustgeschirrchen ablösen, bis ihr Leinentraining erste Erfolge zeigt. Denn bitte beachten Sie, auch das Brustgeschirr ist nicht das Allheilmittel. Sitz es nicht richtig, kann es ebenfalls sehr negative Auswirkungen auf den Bewegungsapparat haben. 


Auf Dauer hilft nur ein konsequentes Leinentraining mit einem Hundetrainer Ihrer Wahl. Ich habe die Erfahrung gemacht, das oft nur kleine Änderungen beim täglichen Gassigehen erforderlich sind und in kurzer Zeit können wirklich enorme Fortschritte erzielt werden. Sie werden sehr schnell merken, dass Ihr Hund auch ganz entspannt an der Leine gehen kann.


Wenn Sie einen Leinenzieher haben oder hat Ihr Hund früher an der Leine gezogen, sollten Sie ihn auf jeden Fall einem Hundephysiotherapeuten oder Osteopathen vorstellen um Folgeschäden vorzubeugen. Dieser wird Muskelverspannungen lösen und Ihnen Massagegriffe für den Alltag  zeigen um Verspannungen zu vermeiden. Ihr stürmischer Vierbeiner wird die Entspannungsmassage lieben und sich anschließend sehr wohl fühlen. Haben sich bereits Wirbel verschoben wird er diese durch sanfte Griffe wieder in die richtige Stellung bringen.